Tafel 3
Anfänge der Geschichte der Juden in Polen


Einwanderung der Juden in die polnischen Gebiete vom 11. bis 15. Jahrhundert. Bereits im 10. Jahrhundert halten sich Juden als Reisende in Polen auf, wo sie sich vor allem als Kaufleute betätigen.

Brakteat - einseitig geprägte Münze aus der Zeit des Fürsten Mieszko des Alten (12.-13. Jahrhundert) mit hebräischer Aufschrift und der Abbildung einer Büste mit Helm und Zweig. Münzen dieser Art bestätigen die handwerklichen Fertigkeiten der Juden im Dienste der polnischen Herrscher.

Die älteste erhaltene Urkunde, in der Juden erwähnt sind, Mitte des 11. Jahrhunderts. Sie betrifft den Ankauf des Dorfes Tyniec Mały, das im Besitz von Juden war, durch den schlesischen Oligarchen Piotr Włostowic. Im mittelalterlichen Polen kommt es vor, daß die Juden infolge nicht zurückgezahlter Kredite in den Besitz von den Dörfern ihrer Schuldner kommen. Juden sind die Pioniere der Geld- und Kreditwirtschaft in Polen.

Der heilige Adalbert tadelt den böhmischen Fürsten Boleslaus wegen des Handels mit Sklaven. Detail aus der Tür der Kathedrale in Gnesen, ca. 1170. Links im Bild zwei jüdische Händler (erkennbar an ihren Hüten) und zwei Sklaven. Der Sklavenhandel, der auch von Juden betrieben wird, ist im Frühmittelalter in ganz Europa verbreitet.

Das Relief auf einem Kapitel der Kathedrale in Gnesen (2. Hälfte des 14. Jahrhunderts) stellt Juden mit einer Sau dar. Nach den religiösen Gesetzen der Schriften der Tora gilt das Schwein als nicht koscher (unrein). Es darf nicht verzehrt werden. Die Darstellung von Juden mit einem Schwein soll ihre Sitten lächerlich machen. Obwohl in mittelalterlichen polnischen Darstellungen oft antisemitische Motive, zumeist nach westeuropäischen Vorlagen, verwendet werden, finden die Juden in Polen zu dieser Zeit relativ gute Lebensbedingungen vor.

Kazimierz bei Krakau - eine der größten jüdischen Gemeinden Polens im Mittelalter; Stich aus der Schedelschen Weltchronik (Nürnberg 1493). In den größten polnischen Städten entstehen besondere Stadtteile, die nur von Juden bewohnt werden.

Jüdische Kaufleute. Detail des Flügelaltars der Katharinenkirche in Krakau, um 1470. Juden betreiben Geldgeschäfte. Sie wechseln Geld und bestimmen dabei den Umrechnungskurs. Häufig machen sie große Gewinne. Einer von ihnen, Lewko aus Krakau, wird zum Bankier der polnischen Könige und Fürsten.

Juden in Gebetsmänteln. Glasfenster der Kathedrale in Włocławek (östlich von Posen), um 1360. Der Tallit ist ein rechteckiges Tuch mit Quasten an den Ecken. Seit Jahrhunderten legen Juden ihn während des Gebetes an.

Im Verlauf der Kreuzzüge auf dem Weg ins Heilige Land werden zahlreiche jüdische Gemeinden in Westeuropa angegriffen. Daraufhin lassen sich die ersten Juden an der Wende des 11. zum 12. Jahrhundert in Polen nieder. Andere jüdische Einwanderer kommen aus wirtschaftlichem Interesse von Westeuropa und aus dem Schwarzmeerraum nach Polen. Als die Juden in Westeuropa seit dem 14. Jahrhundert unter dem Vorwurf, die Pest herbeigeführt zu haben, einer Welle der Verfolgung ausgesetzt sind, tritt ein größerer Zustrom ein. Die polnischen Fürsten und Könige gewähren den Juden besonderen Schutz und besondere Privilegien, mit denen die rechtliche Stellung der Juden geregelt wird. So erhoffen sich die Machthaber eine schnellere wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Das erste bekannte Judenprivileg wird von Fürst Boleslaus dem Frommen im Jahre 1264 in Kalisz (westlich von Łódź) erteilt. Die Juden sind insbesondere im Handel und Handwerk tätig. Aufgrund ihrer handwerklichen Fähigkeiten werden sie auch beim Prägen der Münzen beschäftigt. Einige betätigen sich als Pfandleiher und Kreditgeber. Sie leben in den großen Städten an den Handelswegen in eigenständigen Gemeinden, wo sie Synagogen und Friedhöfe unterhalten.

Das älteste erhaltene jüdische Grabdenkmal in Polen stammt aus dem Jahre 1203 und befindet sich in Breslau. Die Matzewa aus weißem Stein ist dem Kantor David, Sohn des Sar Schalom, gewidmet. Ärmere Juden haben ein hölzernes Grabdenkmal.





     
A & K Woźniak